Bedeutende Personen aus Friedrichstadt

Es gibt wohl in jedem Ort Menschen und Ereignisse, die besondere Spuren hinterlassen. Hier möchten wir ein paar vorstellen.

Die Fledermausbar und Erna Peters

„Tante Erna“ hinter der Theke der Fledermausbar

Hausmarke FledermausSitzt man in einer Runde mit etwas älteren Friedrichstädter:innen zusammen, so kommt man irgendwann auch auf Erna Peters und ihre „Fledermausbar“ zu sprechen. Zahlreiche Anekdoten kursieren über die Wirtin und ihr Etablissement, Ehen wurden dort gestiftet (und gingen in die Brüche), ein Fest galt nur dann als gelungen, wenn man anschließend noch einen Absacker bei „Tante Erna“ getrunken hatte. Bereits 1949 erhielt sie die Erlaubnis zur Einrichtung einer „Restauration in der Art eines Cafe und Likörstube“, wie es in den Akten heißt. So bestand denn auch das Interieur im Stil der Zeit aus Nierentischen und Clubsesseln. Beleuchtete Glaskästen mit Fledermäusen hingen an den Wänden und um zur Toilette zu gelangen, musste man über den Hof gehen. Erna selbst schwebte zu späterer Stunde aus ihren Privaträumen im ersten Stock die Wendeltreppe hinunter, um dann hinter dem Tresen zu residieren. Noch mit über 80 Jahren begrüßte sie persönlich ihre Gäste. Am 3. Februar 1994 starb sie, danach wurde die Bar noch ein paar Jahre weiter betrieben, darunter auch von dem Sänger Hans Hartz, doch ohne Erna war es nicht mehr dasselbe. Heute erinnert nur noch die Hausmarke mit der Fledermaus an die glorreiche „Fledermausbar“.

Catharina Haulsen
Bis ins hohe Alter führte Catharina Haulsen ihr Porzellangeschäft in der Prinzenstraße 17, Foto um 1985 von Jan Carstens.
Ingeburg Sattler
In der Prinzenstraße 31 befand sich das Tabakgeschäft von Ingeburg Sattler. Der kleine Laden war bis unter die Decke vollgestopft mit Zigaretten, Zigarren und Pfeifentabak. Das Foto zeigt sie hinter der Ladenkasse um 1975.
Jacob Scherner
Jacob Scherner war von 1916 – 1951 Brückenwärter der Eiderbrücke. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in Namibia, die dabei verliehenen Orden trägt er auf diesem Foto.
Karl Michelson auf dem Wochenmarkt

Karl Michelson – Archivar und Ehrenbürger​

Er stand wie kein zweiter für die Erforschung der Stadtgeschichte und den Aufbau des Stadtarchivs: Der Steuerberater Karl Michelson, Abkömmling der alteingesessenen Familie Eggers und Mitbegründer der Gesellschaft für Friedrichstädter Stadtgeschichte. Sein Interesse erwachte bei der Erforschung der eigenen Familiengeschichte, schon bald galt er als profunder Kenner nahezu aller bedeutenden (und unbedeutenden) Ereignisse der Friedrichstädter Historie. Man brauchte ihn nur zu fragen und innerhalb kürzester Zeit erhielt man die gewünschte Auskunft zu einer Person, einem Gebäude oder einem Ereignis. Sein Wissen teilte er bereitwillig mit anderen Geschichtsforschern, so dass er zahlreiche Abschluss- und Doktorarbeiten begleitete. Daneben verfasste und veröffentlichte Michelson selbst etwa 700 Artikel zu allen Aspekten des Friedrichstädter Lebens. Besonders lag ihm die Dokumentation der vernichteten jüdischen Gemeinde am Herzen, unermüdlich trug er jedes Fitzelchen Information über ihre Mitglieder zusammen. Er korrespondierte mit überlebenden Nachfahren, ehemaligen Nachbarn, Klassenkameraden und Geschäftspartnern, um an Fotos, Visitenkarten und Briefe zu kommen. So trug er einen Schatz an Hinweisen über die Friedrichstädter Juden zusammen, die heute im Stadtarchiv für die Forschung zur Verfügung stehen. Für seine Verdienste wurde er 2011 mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet. Sein Lebensmotto lautete: „Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ Karl Michelson starb am 15. September 2012.

Treeneschauer

Die Gründergruppe der Treeneschauer 1959

Sie traten in Friedrichstadt auf, aber auch in Frankfurt, Berlin oder Doesburg (NL): die Treeneschauer. 1959 wurden sie von Realschullehrer Helmut Schütze gegründet, wenige Jahre später kam der kongeniale Heinrich Deicke als Texter und Regisseur dazu. Etwa 270 Jugendliche engagierten sich im Laufe der Jahre bei ihren Aufführungen, als Sängerinnen, Tänzerinnen oder Sprecher. Ihre Shows boten Kabarett mit Lokalkolorit, von dem Einzug der Computertechnik bis zur Blinddarmoperation des Bürgermeisters wurden alle Themen behandelt. Legendär war der Auftritt der Truppe zum 350jährigen Stadtjubiläum: Vor ausverkauftem Haus im Großen Garten nahm die bezaubernde Jeannie die Zuschauer mit auf eine Zeitreise zwischen 1621 und 1971. 1977 erhielten Schütze und Deicke als Auszeichnung für ihre Jugendarbeit das Bundesverdienstkreuz. Bis 2006 bestanden die „Treeneschauer“, dann löste die Gruppe sich auf. So manchem haben sie unvergessliche Momente beschert, ob als Zuschauer im Publikum oder als Aktiver auf der Bühne.

Otto Krück
Otto Krück hatte einen Milchladen direkt an der Kreisbahnbrücke, fuhr aber auch mit einem Auto durch die Straßen, um seine Produkte zu verkaufen. Hier sieht man ihn mit einer Kundin in der Ostergrabenstraße, um 1962.
Dora Zentner
Ihr lautes „Huhu!“ war ihr Erkennungszeichen. Dora Zentner wohnte in der Westermarktstraße 18. Die bekennende Mormonin war immer zu einem Schnack aufgelegt. Oft saß sie vor der Tür ihres Hauses und kam mit den Gästen Friedrichstadts ins Gespräch. Foto um 1995 von Wernfried Knudtsen.
Erna Wildgrube
Erna Wildgrube, genannt „Erna Witt“, stand auch lange nach Eintritt des Rentenalters noch hinter dem Tresen ihres Obst- und Gemüseladens in der Prinzeßstraße 21. Unterstützt wurde sie oft von ihrer Tochter Angelika Brandt. Das Foto stammt aus dem Jahr 1996 von Hans-Jürgen Wolff.
FC Blau Weiß Friedrichstadt 1982/82
Der FC Blau-Weiß Friedrichstadt als Landesmeister der Verbandsliga 1981/82. Die Fußballer des Vereins waren zu dieser Zeit sehr erfolgreich.