Geschichte Friedrichstadts

Ein kurzer historischer Überblick

Die Geschichte Friedrichstadts begann bereits fünfzig Jahre vor der eigentlichen Gründung der Stadt. Im Jahr 1570 ließ Herzog Adolph I. von Gottorf die Treene abdämmen und durch ein System von Sielen und Schleusen in die Eider einleiten. Dadurch entstand eine künstliche Insel zwischen beiden Flüssen, die Herzog Friedrich III. niederländischen Glaubensflüchtlingen als Siedlungsplatz anbot.

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Die Stadtgründung
Am 21. September 1621 wurde der Grundstein für das erste Haus in Friedrichstadt gelegt. Herzog Friedrich III. hatte den niederländischen Siedlern weitreichende Privilegien gewährt. Neben Religionsfreiheit auch Zoll- und Steuerfreiheit für zwanzig Jahre, freie Holzlieferungen, Darlehen, die Gründung einer Schiffsbaukompanie und das Markt- und Münzrecht.
Friedrich III. erhoffte sich von den neuen Siedlern Steuereinnahmen und die Umgehung des Hamburger Zwischenhandels. So wollte er günstiger an begehrte Importwaren herankommen, die er auch für seine Hofhaltung auf Schloss Gottorf benötigte.

Sein Herzogtum war landwirtschaftlich strukturiert. Außer der Erzeugung von Malz für das Brauen von Bier für den eigenen Bedarf und den Export gab es so gut wie keine Weiterverarbeitung der Landesprodukte. Zur Verbesserung der Einnahmen des Hofes war es notwendig, dass weit mehr importierte und einheimische Produkte zu Endprodukten weiterverarbeitet wurden. Damit konnte das Herzogtum an einer höheren Wertschöpfung teilnehmen, wie es in dieser Zeit des Merkantilismus überall angestrebt wurde.

In den folgenden Jahren errichteten die Siedler eine Stadt nach niederländischem Vorbild, mit künstlichen Wasserstraßen, einer rechtwinkligen Stadtanlage, giebelständigen Häusern und einem Hafen. Die Verfassung der Stadt und ihre Verwaltung wurden nach niederländischem Vorbild organisiert.

Es entstanden Produktionsbetriebe in denen aus Baumwolle und Flachs wertvolle Stoffe hergestellt wurden, es gab Färbereien, eine Lederproduktion und Kürschnereien für die Fellverarbeitung. Importiertes Salz wurde in der Soltkeet, der Salzkate, verfeinert, und andere Betriebe stellten Amidam (Weizenstärke) her. Hinzu kam die Produktion von Säure, Seife, Dünger, Tauwerk, Metallwaren und Schnaps.

Die Holländer brachten überlegenes Wissen über den Mühlenbau, den Deich- und Schleusenbau  und außerdem über die Anlage von Trockenlegungsprojekten (Droogmakereijen) mit. Es waren sie, die den Rapsanbau (Kohlsaat) nach Schleswig-Holstein brachten und besseres Saatgut für den Weizenanbau (Seeländer Weizen) einführten.
Bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die Ratsprotokolle auf Niederländisch verfasst. In den Kirchengemeinden der Remonstranten und Mennoniten wurde bis ins
19. Jahrhundert hinein in dieser Sprache gepredigt. Noch heute werden in der Remonstrantenkirche der Segen und das „Vater unser“ auf Holländisch gesprochen.

Die Beschießung 1850 – Friedrichstadts Inferno
Vom 29. September bis zum 4. Oktober 1850 war Friedrichstadt Kriegsschauplatz in der Auseinandersetzung zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark um die Unabhängigkeit Schleswig-Holsteins. Dänische Truppen lagen in der mit ihrem Übergang über die Eider strategisch wichtigen Stadt, die Schleswig-Holsteiner wollten sie erobern.

Beschiessung

Von ihren Kanonenbooten auf der Eider aus beschossen sie die Stadt. Durch das Bombardement brannten 137 Häuser nieder, darunter das Rathaus und die Kirche der Remonstranten. 285 Häuser waren mehr oder minder stark beschädigt, zahlreiche Menschen wurden verwundet oder getötet, viele Bürger büßten ihren gesamten Besitz ein. Den schleswig-holsteinischen Truppen gelang es nicht, die Dänen zu vertreiben. Sie verloren ihren Kampf um ein unabhängiges Schleswig-Holstein und hatten dabei eine Stadt geopfert, in der viele Befürworter dieser Unabhängigkeit lebten.
Für Friedrichstadt war die Beschießung eine wirtschaftliche Katastrophe. Viele Bürger hatten ihre Lebensgrundlage verloren. Zwar bemühte man sich, die Stadt schnell wieder aufzubauen, und dabei den ursprünglichen Grundriss zu bewahren. Doch gingen wertvolle Zeugnisse der niederländischen Kultur durch das Bombardement verloren.
An die Beschießung Friedrichstadts erinnern einige Gedenksteine, u. a. an der lutherischen Kirche und auf dem Stadtfeld. Eine ganze Wand voller Kanonenkugeln findet man am südlichen Ende der Stadt, Am Fürstenburgwall 1.

Religiöse Vielfalt in Friedrichstadt
Heute gibt es in Friedrichstadt bei 2700 Einwohnern fünf verschiedene Glaubensgemeinschaften: Remonstranten, Lutheraner, Mennoniten, Katholiken und dänische Lutheraner feiern hier ihre Gottesdienste. Die ehemalige Synagoge und zwei Friedhöfe zeugen vom einst blühenden jüdischen Leben, das durch die NS-Zeit ausgelöscht wurde.